Betrachten wir einmal das Reiskorn. Die inneren Schichten bestehen, wie bei jedem Korn, sei es Weizen, sei es Gerste oder sonst eine Getreideart, aus Stärkekörnern. Daraus nun wird das weiße Mehl zubereitet. Die Stärke ist notwendig als Verbrennungsstoff, als Kohlehydrat. Es wäre daher unweise, die Stärke wegzuwerfen und nur das Äußere zu verwenden, denn in dem Verhältnis, in dem die Stärke zu den übrigen Stoffen steht, in diesem Verhältnis brauchen wir sie ja gerade für unseren Körper. Außer dieser Stärke enthält jedes Korn die Kleie, die wiederum aus Gluten-Schichten besteht, aus Mineralbestandteilen und Spurenelementen. Besonders die letzteren spielen in den neueren Forschungen eine große Rolle, denn man hat gesehen, dass man von verschiedenen Elementen zwar wenig braucht, und dennoch sind sie enorm wichtig. Diese bekannten und unbekannten Spurenelemente sind in den äußeren Schichten des Korns, also in der Kleie, enthalten.
Wir haben ferner noch den Keimling. In ihm sind Fette, Phosphate, Eiweißstoffe und, was sehr wichtig ist, wertvolle Vitamine zu finden, vor allem das Fortpflanzungsvitamin E. Der Keimling ist also notwendig, um unsere Keimdrüsentätigkeit in normaler Funktion zu erhalten. Nun könnte jemand behaupten, aber etwas sei nicht notwendig, und das ist die Zellulose. Diese äußere, konservierende Schicht, die wie eine feine Zellophanhaut um alle Körnerfrüchte geschlungen ist, sollte man infolgedessen wegschaffen. Wohl ist sie unverdaulich, wir können sie also nicht aufnehmen, aber gleichwohl hat sie eine sehr wichtige Funktion zu verrichten. Sie dient nämlich als Darmmassagebürste. Dadurch, dass wir auch unverdauliche Zellulose einnehmen, haben wir immer wieder eine Anregung für die Darmzotten und somit eine vorzügliche Reinigungsmöglichkeit. Die Zellulose ist hauptsächlich dafür verantwortlich, dass der Darm, d. h. die Peristaltik und somit auch die Weiterbeförderung des Nahrungsbreis, richtig funktioniert.
Wie wichtig die äußeren Schichten der Reiskleie und des Keimlings sind, haben wir bei den Ostvölkern ja in drastischer Weise erfahren. Die Nationen, die vorwiegend von Reis leben, haben leider den Verlockungen der weißen Brüder nicht widerstehen können und haben sich den Reis ebenfalls raffinieren lassen, d. h. sie gingen zur Einnahme des weißen Reises über. Infolgedessen ist dann eine eigenartige Krankheit, die sogenannte Beri-Beri, ausgebrochen. Die Ursache ist lange nicht erkannt und daher mit allerlei Medikamenten erfolglos behandelt worden. Ein Kolonialarzt, Dr. Eijkman, und auch andere Forscher haben dann gesehen, dass in den äußeren Schichten des Reiskornes, also in der Reiskleie, das Heilmittel für diese schlimme Krankheit zu finden ist. Es wurde also erkannt, dass es sich bei Beri-Beri um eine Mangelkrankheit, um eine sogenannte Avitaminose, handelt. Diese kann bei uns, trotz des Genusses von weißen Reis, nicht gleicherweise in Erscheinung treten, weil wir eine vielseitigere Nahrung einnehmen. Der Mangel auf der einen Seite kann daher zum Teil durch Zuschüsse aus anderen Nahrungsmittelquellen wieder behoben werden. Allerdings nur zum Teil, denn es gibt auch bei uns Gleichgewichtsstörungen, auf die wir noch zu sprechen kommen. Bei den östlichen Völkern aber ist diese Krankheit ein Unheil geworden und überall, wo man sich wieder umgestellt hat, indem man die Nahrungsergänzungsstoffe einnahm oder man wieder zu Naturreis zurückkehrte, sind diese schlimmen Erscheinungen der Beri-Beri wieder verschwunden. Es ist also keine Infektionskrankheit, wie man anfangs glaubte, sondern nur eine Mangelkrankheit, d. h. eine Krankheit, die aufgetreten ist infolge Mangels an lebensnotwendigen Stoffen.
Diese Erfahrung sollte uns zeigen, dass auch wir wieder zum Naturreis, zum ganzen Weizen, ganzen Roggen, also zur Nahrung, die aus dem ganzen Korn zubereitet wird, zurückkehren sollten. Bedenken wir, dass Naturreis 9,5 mal soviel Mineralbestandteile hat wie der polierte, übliche weiße Reis, und dass gerade diese Mineralbestandteile für uns von eminenter Wichtigkeit sind! Naturreis enthält, wie die Beobachtung gezeigt hat, Stoffe, die die Adern lange elastisch erhalten, weshalb reisessende Asiaten selten unter Arteriosklerose und hohem Blutdruck leiden.
Naturreis wird genauso zubereitet wie der weiße Reis, nur sollte man das Reiswasser niemals wegschütten. Man weicht den Reis nur in soviel Einweichwasser ein, als er aufzusaugen vermag und kocht ihn nur mit soviel Wasser, als er zum körnigen Weichwerden benötigt. Dadurch gehen keine Stoffe verloren. Man kann auch den Naturreis, auf viele Art und Weise zubereiten, vor allem sind da die chinesischen und arabischen Rezepte hervorragend.